Tuesday, March 3, 2015

Papstzitate

Pater Andreas Endl Herz Jesu Franziskaner


Papstzitate

Wie steht der Papst zur alten Messe?
Antworten aus seiner Zeit als Kardinal.

1. Wie alt ist der »tridentinische Meßritus«?

Wurde er vom Trienter Konzil (1545-1563) »geschaffen« oder ist er sehr viel
älter?

Papst Benedikt XVI. erklärt in seinen schriftlichen Erinnerungen, wie er
mittels des Schottmessbuches »langsam in die geheimnisvolle Welt der
Liturgie« eindrang:

»Immer klarer wurde mir, daß ich da einer Wirklichkeit begegnete, die nicht
irgendjemand erdacht hatte, die weder eine Behörde noch ein großer einzelner
geschaffen hatte. Dieses geheimnisvolle Gewebe von Text und Handlungen war
in Jahrhunderten aus dem Glauben der Kirche gewachsen. Es trug die Fracht
der ganzen Geschichte in sich und war doch zugleich viel mehr als Produkt
menschlicher Geschichte. Jedes Jahrhundert hatte seine Spuren eingetragen:
Die Einführungen ließen uns erkennen, was aus der frühen Kirche, was aus dem
Mittelalter, was aus der Neuzeit stammte.«

»Ein Missale Pius V., das von ihm geschaffen worden wäre, gibt es nicht. Es
gibt nur die Überarbeitung durch Pius V. als Phase in einer langen
Wachstumsgeschichte.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S.23 u. 172


2. Ist der NOM eine organische Fortentwicklung des überlieferten römischen
Ritus oder handelt es sich um einen neuen Ritus?

»An die Stelle der gewordenen Liturgie hat man die gemachte Liturgie
gesetzt. Man wollte nicht mehr das organische Werden und Reifen des durch
die Jahrhunderte hin Lebendigen fortführen, sondern setzte an dessen Stelle
- nach dem Muster technischer Produktion - das Machen, das platte Produkt
des Augenblicks.«

Gedenkschrift für den verstorbenen Liturgiewissenschaftler Msgr. DDr. Klaus
Gamber “Simandron - der Wachklopfer«, W. Nyssen, Köln 1989, S.14f.

»Ich war bestürzt über das Verbot des alten Missale, denn etwas Derartiges
hat es in der ganzen Liturgiegeschichte nie gegeben... Das nunmehr
erlassene Verbot des Missale, das alle Jahrhunderte hindurch seit den
Sakramentaren der alten Kirche kontinuierlich gewachsen war, hat einen Bruch
in die Liturgiegeschichte getragen, dessen Folgen nur tragisch sein
konnten... Man brach das alte Gebäude ab und baute ein anderes,....«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S.173

3. Haben die Väter des II.Vatikanischen Konzils einen neuen Meßritus
gewollt?

»Die Reform der Liturgie aus dem Geist der liturgischen Bewegung bildete für
die Mehrheit der Konzilsväter keine Priorität, für sehr viele überhaupt kein
Thema. So hat zum Beispiel Kardinal Montini, der als Papst Paul VI. zum
eigentlichen Konzilspapst wurde, bei seinem Themenaufriß nach Beginn des
Konzils ganz klar gesagt, daß er hier keine wesentliche Aufgabe für das
Konzil finden könne.«

Vor allem Deutschland und Frankreich setzten es jedoch durch, daß in der
Vorbereitungsphase ein Schema über die heilige Liturgie erarbeitet wurde.
Mit dem vom Konzil verabschiedeten Schema wurde jedoch in keiner Weise ein
Bruch mit dem überlieferten römischen Ritus beabsichtigt:

»Keinem der Väter wäre eingefallen, in diesem Text eine «Revolution» zu
erblicken, die das «Ende des Mittelalters» bedeuten würde, wie ihn
inzwischen Theologen glauben interpretieren zu sollen. Man sah dies als eine
Fortführung der von Pius X. eingeleiteten und Pius XII. behutsam, aber
zielstrebig vorangetriebenen Reformen an. Die Generalklauseln wie «die
liturgischen Bücher sollen baldigst revidiert werden» (Nr.25) wurden in
diesem Sinn verstanden: als kontinuierliche Fortführung jener Entwicklungen,
die es immer gegeben hatte und die seit den Päpsten Pius X. und Pius XII.
ein von der Wiederentdeckung der klassischen römischen Traditionen
bestimmtes Profil erhalten hatten. ... Es ist in diesem Zusammenhang nicht
überraschend, daß die neugestaltete «Mustermesse», die an die Stelle des
bisherigen Ordo missae treten sollte und trat (Anmerkung: der NOM), von der
Mehrheit der dafür zu einer Sondersynode zusammengerufenen Väter 1967
abgelehnt worden ist.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S.103f.

4. Kann man sich für die Einführung eines neuen Ritus auf die
Liturgiekonstitution von Vatikanum II «Sacrosanctum concilium» berufen?

»Daß manche (oder viele?) Liturgiker, die als Berater wirkten, von
vornherein weitergehende Absichten hatten, kann man inzwischen manchen
Veröffentlichungen entnehmen; eine Zustimmung der Väter hätten sie zu
solchen Wünschen sicher nicht gefunden. Im Text des Konzils waren sie auch
in keiner Weise ausgedrückt, obwohl man sie nachträglich in manche
Generalklauseln hineinlesen kann.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S. 106

5. Besteht in dem neuen Meßritus auch inhaltlich ein Bruch mit der
überlieferten Meßtheologie?
»Das Zweite Vatikanische Konzil behandelt man nicht als Teil der lebendigen
Tradition der Kirche, sondern direkt als Ende der Tradition und so, als
fange man ganz bei Null an. Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein
Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines
Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre
es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt. Dieser
Eindruck wird besonders durch Ereignisse des täglichen Lebens verstärkt. Was
früher als das Heiligste galt - die überlieferte Form der Liturgie - scheint
plötzlich als das Verbotenste und das Einzige, was man mit Sicherheit
ablehnen muß... Das führt bei vielen Menschen dazu, daß sie sich fragen, ob
die Kirche von heute wirklich noch die gleiche ist wie gestern, oder ob man
sie nicht ohne Warnung gegen eine andere ausgetauscht hat.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Rede vor den Bischöfen von Chile vom 13.7.1988,
Der Fels 12/88, S. 343

»Daß die negativen Seiten der Liturgischen Bewegung hernach verstärkt
wiederkehren und geradezu auf die Selbstzerstörung der Liturgie hindrängen
würden, habe ich nicht vorauszusehen vermocht.³

»Ich bin überzeugt, daß die Kirchenkrise, die wir heute erleben, weitgehend
auf dem Zerfall der Liturgie beruht, die mitunter sogar so konzipiert wird,
»etsi Deus non daretur».«

Joseph Kardinal Ratzinger, Aus meinem Leben, DVA 1997, S. 64 u. 174

6. Ist jeder Priester der römischen Kirche frei, privat und öffentlich den
überlieferten Meßritus zu lesen?

»...die Ächtung der bis 1970 gültigen Form von Liturgie muß aufhören. Wer
sich heute für den Fortbestand dieser Liturgie einsetzt oder an ihr
teilnimmt, wird wie ein Aussätziger behandelt; hier endet jede Toleranz...
Derlei hat es in der ganzen Geschichte nicht gegeben, man ächtet damit ja
auch die ganze Vergangenheit der Kirche. Wie sollte man ihrer Gegenwart
trauen, wenn es so ist? Ich verstehe, offen gestanden, auch nicht, warum so
viele meiner bischöflichen Mitbrüder sich weitgehend diesem Intoleranzgebot
unterwerfen, das den nötigen inneren Versöhnungen in der Kirche ohne
einsichtigen Grund entgegensteht.«

Joseph Kardinal Ratzinger, Gott und die Welt - Glauben und Leben in unserer
Zeit, Ein Gespräch mit Peter Seewald, 2. Aufl., München 2000, S.357

In seiner Zeit als Kardinal hat Papst Benedikt XVI. mehrmals den
überlieferten Ritus öffentlich zelebriert und dadurch gezeigt, daß er ihn
keineswegs für abgeschafft hält. Er argumentiert so:

»Nach dem II.Vatikanum entstand der Eindruck, der Papst könne eigentlich
alles in Sachen Liturgie, vor allem, wenn er im Auftrag eines ökumenischen
Konzils handle.... Tatsächlich aber hat das I.Vatikanum den Papst keineswegs
als absoluten Monarchen definiert, sondern ganz im Gegenteil als Garanten
des Gehorsams gegenüber dem ergangenen Wort: Seine Vollmacht ist an die
Überlieferung des Glaubens gebunden - das gilt gerade auch im Bereich der
Liturgie. Sie wird nicht von ŒBehörden gemacht`. Auch der Papst kann nur
demütiger Diener ihrer rechten Entwicklung und ihrer bleibenden Integrität
und Identität sein.«

Der Geist der Liturgie, Freiburg i. Breisgau 2000, S. 142f.

»Es ist überhaupt nicht einzusehen, was (am alten Ritus) gefährlich oder
unannehmbar sein sollte. Eine Gemeinschaft, die das, was ihr bisher das
Heiligste und Höchste war, plötzlich als strikt verboten erklärt und das
Verlangen danach geradezu als unanständig erscheinen läßt, stellt sich
selbst in Frage. Denn was soll man ihr eigentlich noch glauben? Wird sie
nicht morgen wieder verbieten, was sie heute vorschreibt?«

Joseph Kardinal Ratzinger, Salz der Erde, Heyne, 2001, S. 188

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