Pater Andreas Endl Herz Jesu Franziskaner
Neuer Trend: »Radikal inklusive« Kirchen, die alle Religionen und
Lebensweisen einschließen
Wenn man so viele Leute wie möglich in seine Kirche bekommen will, warum sollte man sich dann nur auf Christen beschränken? Überall in Amerika schießen heute »radikal inklusive« Kirchen aus dem Boden, die alle Religionen und alle Lebensweisen einschließen. Immer häufiger werden Gottesdienste veranstaltet, die Elemente des Hinduismus, des Islam, der Naturreligion der Indianer und sogar des »Hexenkultes« Wicca miteinbeziehen. Und selbst wenn man an überhaupt nichts glaubt, ist das für diese Kirchen auch akzeptabel.
Wenn man so viele Leute wie möglich in seine Kirche bekommen will, warum sollte man sich dann nur auf Christen beschränken? Überall in Amerika schießen heute »radikal inklusive« Kirchen aus dem Boden, die alle Religionen und alle Lebensweisen einschließen. Immer häufiger werden Gottesdienste veranstaltet, die Elemente des Hinduismus, des Islam, der Naturreligion der Indianer und sogar des »Hexenkultes« Wicca miteinbeziehen. Und selbst wenn man an überhaupt nichts glaubt, ist das für diese Kirchen auch akzeptabel.
Wie wir noch sehen werden, lädt
ein presbyterianischer Pfarrer im US-Bundesstaat Oregon seine Kirchgänger sogar
dazu ein, »ihren
eigenen Gott mitzubringen«. Aber wenn diese Kirchen für eigentlich
gar nichts mehr einstehen, welche Bestimmung verfolgen sie dann? Und was sagt
die Popularität dieser Kirchen über die Zukunft der Religion in Amerika aus?
Eine solche Kirche, die in der
letzten Zeit viel Aufmerksamkeit erhielt, wird von D.E. Paulk geleitet. Der
Sohn von Earl Paulk galt lange Zeit als »designierter Nachfolger« an der Spitze
einer der größten Kirchengemeinden, einer sogenannten »Megachurch«,
in Amerika. Heute veranstaltet er Gottesdienste in einer Kirche, die »alle Gottheiten und Propheten,einschließlich Mohammeds, anerkennt.
»Das Heiligtum für Geist und Wahrheit, das
D.E. 2012 gründete, heißt jeden Menschen von Wicca-Anhängern bis zu Atheisten,
von Hindus bis Muslimen willkommen und erkennt alle Gottheiten und Propheten,
einschließlich Mohammeds, an.
›Ein Skandal eröffnet die Möglichkeit, alles
hinter sich zu lassen, was einen daran gehindert hat, authentisch zu sein‹,
sagte er, ›Es bleibt nur der, der man ist. Die Spielchen haben ein Ende … Wenn
es etwas gab, was ich sagen wollte, was aber meiner Ansicht nach für die Kirche
nicht hinnehmbar wäre, jetzt ist es an der Zeit, es auszusprechen.‹
Nach langer Gewissensprüfung gründete D.E.
seine Kirche auf dem Prinzip: ›Christus kann und
wird nicht allein der Christenheit vorbehalten sein.«
Paulk erklärt, es gebe keine »Hölle außer der, die man mitseinen eigenen Handlungen hervorruft«, und er ist sehr stolz auf die
so vielfältige Ansammlung von Menschen, die gegenwärtig seine Gottesdienste
besucht:
»Heute ist diese Kirche in vieler Hinsicht
ein Unikum: religionsübergreifend, rassenübergreifend, ein Mosaik von Menschen
im tiefen sogenannten Bibelgürtel, wo in vielen
Kirchengemeinden noch Segregation praktiziert wird. In dieser Kirche findet man
homosexuelle Paare, College-Studenten, Agnostiker, einige Muslime und sogar
einen Wicca-Priester.
Ein fleckiges Glasfenster über der Kanzel
symbolisiert den Geist der Kirche. Es zeigt das christliche Kreuz, das von
Symbolen des Judentums, des Islam und des Hinduismus umgeben ist. In der Mitte
ist eine Taube abgebildet, die den Geist des Friedens verkörpert, der sie alle
miteinander verbindet.«
Ein CNN-Journalist besuchte vor
Kurzem einen Gottesdienst von Paulk, und er unterschied sich deutlich von den
Gottesdiensten, die man von Earl Paulk früher gewöhnt war:
»Der Gottesdienst machte anfangs den
Eindruck eines Pfingstkirchen-Erweckungszelt-Gottesdienstes, nahm dann aber
eine ungewöhnliche Wendung. Eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern kam auf die
Bühne und begann mit einem hypnotischen, tibetanisch buddhistischen Gesang, der
den Geist des Mitgefühls wachrief: ›Om Mani Padme Hum‹. Der Gesang wechselte
dann zu ›Shanti, Shanti Om‹, einem Hindu-Gebet für Frieden. Als dann das Singen
lauter wurde, fielen Trommeln und Bässe ein, als die Sängerinnen und Sänger zu
einem muslimischen Gesang über die Herrschaft Gottes übergingen: ›La ilaha il
Allah‹ [›Es gibt keinen Gott außer Gott‹, die sogenannte Schahada, das
islamische Glaubensbekenntnis.]«
D.E. Paulk steht mit seiner
Einstellung keineswegs allein. Überall in Amerika verlassen Prediger gewohnte
Wege, um »inklusiver« zu sein. Und wie ich schon am Anfang bemerkte, fordert
ein Geistlicher in Oregon seine Gottesdienstbesucher sogar auf, »ihren eigenen Gott«
mit in die Kirche zu bringen:
»Ein presbyterianischer amerikanischer
Geistlicher in Oregon, der selbst von sich sagt, dass er nicht an Gott glaubt –
und dies auch nicht von den Mitgliedern seiner Kirche fordert – bemerkte vor
Kurzem in einem Artikel, dass er sich von denen angegriffen fühle, die
behaupten, er sei kein Christ.
›Irgendeiner scherzte, meine Gemeinde sei
BYOG (‹Bring Deinen eigenen Gott mit›). Ich habe das aufgegriffen und die
Menschen eingeladen, ‹ihren eigenen Gott mitzubringen› − oder auch gar keinen‹,
schrieb John Shuk von der Southminster Presbyterian Church in Beaverton in der
vergangenen Woche in einem Gastkommentar auf der Internetseite Patheos, ›Da das
Symbol Gott Teil unserer kulturellen Tradition ist, kann man es übernehmen oder
ablehnen, wie man will.«
Obwohl Shuck öffentlich
erklärte, er glaube nicht an Gott, sagt er doch von sich selbst, er sei »noch immer stolz darauf,
Geistlicher zu sein«, und er fühle sich beleidigt, wenn man
behaupte, er sei kein Christ:
»Am Dienstag wiederholte Shuck sein
Bekenntnis zum Unglauben in seinem Artikel ›Ich bin ein presbyterianischer
Geistlicher, der nicht an Gott glaubt‹, in dem er behauptet, ›Christentum ohne
Glauben ist ein Erfolg‹.
›Wir alle wurden dazu erzogen zu denken, dass
es im Christentum darum gehe, Dinge zu glauben‹, schrieb er, ›Seine Symbolik
und seine Artefakte (Gott, die Bibel, Jesus, der Himmel usw.) müssen in
bestimmter Weise geglaubt werden. Und wenn sich die Zeiten ändern, und diese
Glaubensinhalte nicht länger glaubwürdig sind, bleibt uns nur die Wahl, sie
entweder abzulehnen oder zum Fundamentalisten zu werden.‹
Aber obwohl er es ablehnt, die Bibel
wörtlich zu nehmen und auch die Existenz von Himmel und Hölle bestreitet, fühlt
er sich persönlich beleidigt, wenn Menschen ihm erklären, er sei kein Christ.
›Trotz dieser Glaubensüberzeugungen bin ich
immer noch stolz darauf, Geistlicher zu sein. Aber ich lehne es ab, wenn man
mir sagt, ich sei kein wirklicher Christ‹, erklärte er, ›Viele liberale oder
fortschrittliche Christen haben bereits den Glauben an einen Himmel abgelegt
oder zumindest seine Bedeutung heruntergespielt. [Gleiches gilt] für eine
wörtliche Auslegung der Bibel, [die Überzeugung,] dass Jesus ein
übernatürliches Wesen und das Christentum der einzige Weg [zur Erlösung] sei.
Dennoch sehen sie sich als praktizierende Christen.‹«
Auch im Nordwesten der USA
probieren Geistliche ähnliche Herangehensweisen, wie der folgende Ausschnitt
aus einem Artikel in der New York Times zeigt:
»Gekleidet in schicken karierten
Pazifik-Nordwest-Flanell und mit einem Glas mit ›Raketentreibstoff‹-Kaffee, wie
er für Starbucks typisch ist, fährt Steven Greenebaum eines Sonntagvormittags
im vergangenen Monat mit seinem Prius auf den Parkplatz der Mittelschule. Dann
verwandelt er die Cafeteria der Schule in einen Altarraum und sich selbst in
einen Geistlichen.
Er trägt liturgische Gewänder, die mit den
Symbolen zahlreicher Religionen geschmückt sind. Dann baut er ein tragbares
Bücherregal auf und stellt die hebräische Bibel neben den Koran und daneben
zwei Bände des ›Humanistischen Manifests‹ und das Buch ›Der Schwarze Elch
spricht‹ mit Sioux-Weisheiten. Kerzen, Steine, Glocken und Blumen verzieren den
improvisierten Altar.
Einige Gemeindemitglieder kommen herein und
helfen. Darunter befinden sich etwa Steve Crawford, der seine Jugend in der
Missionsgesellschaft ›Campus für Christus‹ verbrachte, und Gloria Parker, die
als Lutheranerin aufwuchs und später einen Katholiken heiratete, sowie Patrick
McKenna, der als Zeuge Jehovas erzogen wurde und sich heute selbst als Heiden
bezeichnet.«
Andere Kirchen versuchen
»inklusiver« zu werden, indem sie alternative Lebensweisen mit offenen Armen
begrüßen. So beschloss eine der größten evangelikalen Kirchen in San Francisco,
ihre Haltung gegenüber der Lesben-Schwulen-Bisexuellen und
Transgender-Szene (LBGT) zu ändern.
»Die City Church in San Francisco hat nun
ihre Haltung, LBGT-Mitglieder auszuschließen, die nicht bereit oder in der Lage
sind, zölibatär zu leben, aufgegeben.
Was führte zu diesem Sinneswandel in der
City Church? Offenbar hat das Buch Ein Brief an meine Gemeinde von Ken Wilson einen
wesentlichen Teil dazu beigetragen. Fred Harrell, leitender Pastor der City
Church, ist der Auffassung, dieses das Denken verändernde Buch ›zeigt große
Empathie und Reife, Eintracht und Geduld denen gegenüber zu empfinden, die im
Gespräch unterschiedliche Ausgangspositionen einnehmen, während sich alle
ernsthaft mit der Schrift auseinandersetzen‹.
›Unsere pastorale Praxis der Forderung eines
lebenslangen Zölibats, wobei wir darunter verstehen, dass man für den Rest
seines Lebens seine sexuelle Orientierung nicht auslebt, hat offensichtlich
viel Leid hervorgerufen und nicht zum Gedeihen der Menschen geführt‹, hatte
Harrell in einem Brief an die Kirche im Namen
des Ältestenrates geschrieben, ›Leider haben wir den Begriff ‹Zölibat› dazu
benutzt, eine Forderung gegenüber anderen zu beschreiben, während es sich nach
der Schrift, wie es von Jesus und Paulus gesagt wurde, um eine besondere Gabe
oder Aufforderung von Gott, und nicht um eine Möglichkeit für jeden handelt.‹«
Aber wenn die Menschen einfach
»glauben können, was sie wollen«, was macht diese Kirchen dann noch zu
»christlichen« Kirchen? Wir leben in einer Gesellschaft, in der es allgemein
üblich geworden ist, »seinen eigenen Weg zu suchen und zu gehen«, und in der
niemand etwas tun oder äußern will, das möglicherweise einen anderen
»beleidigen« könnte.
Nehmen wir beispielsweise die
Art und Weise, wie eine CNN-Journalistin
ihre Wandlung von einer »Christin« zu einer »nach spiritueller Erleuchtung
Suchenden« beschrieb:
»Nach Jahren des spirituellen Nachdenkens
und innerer Prüfung habe ich nun einen [geistigen] Ort erreicht, an dem ich
keine Schuldgefühle mehr entwickeln oder mich als heuchlerisch, voreingenommen
engstirnig oder arrogant empfinden will. Wo stehe ich also heute – 30 Jahre,
nachdem ich ›Gott gefunden‹, meinen Glauben in Frage gestellt, Sünden begangen,
nach gefährlichen Abenteuern gesucht und versucht habe, mein Leben und meine
Mitmenschen so gut ich kann, zu lieben?
Ich bin eine ›Suchende‹. Eine ständige
Sucherin in dieser Welt, unter den Menschen und natürlich nach spiritueller
Erleuchtung aller Art. Denn wenn ich die Wahrheit besäße – die ›endgültige
Antwort‹ − würde ich, davon bin ich überzeugt, in den restlichen Jahren meines
Lebens die Bereicherung und die Überraschung des Strebens nach ihr vermissen.«
Das sind schöne Worte. Aber man
hat fast den Eindruck, als fürchte sie sich eigentlich vor der Wahrheit. Es ist
fast so, als ob sie sie gar nicht finden will, weil sie vielleicht jemanden
beleidigen oder kränken würde, wenn sie es täte.
Letztlich ist diese CNN-Journalistin
so wie viele andere Amerikaner auch. Die meisten Menschen glauben schließlich
genau das, was sie glauben wollen. Und diese Journalistin will Einstellungen
vermeiden, die sie für »Schuldgefühle auslösend, heuchlerisch, voreingenommen, engstirnig oder
arrogant« hält.
Natürlich gibt es Tausende und
Abertausende christlicher Geistlicher im ganzen Land, die das gleiche wollen.
Sie benutzen niemals das Wort Sünde, weil sie verhindern wollen, dass die
Menschen eine negative Einstellung sich selbst gegenüber gewinnen. Und sie
vermeiden alle Diskussionen über kontroverse Dinge, weil sie erreichen wollen,
dass die Menschen wiederkommen und weiterhin spenden. Und so verbreiten sie in
ihren Predigten, wie wundervoll jeder sei und wie Gott jeden von uns dabei
unterstützen wolle, unser »Schicksal zu erfüllen« und sehr reich zu werden.
In der Zwischenzeit geht unser
Land weiter den Bach herunter. Aber in der Heiligen Schrift werden wir gewarnt,
dass ein solcher Tag kommen wird:
»Denn es wird eine Zeit kommen, in der man
die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue
Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr
Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. (2. Timotheus 4:3-4)«
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